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Neue Mosaiksteine des Glaubens aus Philippi

Lebhafte Gespräche zu einem schwierigen Text des hl. Paulus — ökumenische Bibelwoche zum Philipperbrief in St.Peter und Paul und der Erlöserkirche-

Moderation der 3. Kapitels durch das Team Rudi Laimer/Albert Stephinger– liturgische Gestaltung des 4. Kapitels durch das Team Aurelia Werner/Brigitte Grasser

5 Schlaglichter zum 3. Kapitel im Brief des Apostel Paulus an seine “Lieblingsgemeinde” in Philippi(Makedonien)

Paulus als Verfasser ist römischer Bürger im Gefängnis (mutmaßlich in Ephesus/Kleinasien)

Der Diasporajude aus Tarsus(heute Südtürkei) unterscheidet sich damit von den 12 Aposteln und den Jünger/inne/n Jesu. Er schreibt an seine Lieblingsgemeinde, einr lateinisch geprägte Garnisonsstadt mit vielen kaisertreuen Veteranen und Elite-Soldaten. Als Bürger Roms hat er Vorrechte(Verbot der Kreuzigung und schlimmster Folter, Appellmöglichkeit an den Kaiser), die Nicht-Römer, Sklaven und Rebellen, wie Jesus und seine Anhänger so nicht haben; im Brief verwendet er Bilder aus der griechisch-römischen Sportwelt, den Wettlauf um den Sieg, hier um die Gemeinschaft mit Christus.

Unbeantwortet bleibt die Frage: Gab es für die Briefe aus dem Gefängnis eine Zensur ? Paulus macht Haftanstalten  generell zu einer  Schaltzentrale seiner Mission !

Das religiös-politische Umfeld

Allgegenwärtig sind in Philippi damals Statuen römischer Kaiser, die als göttlich oder Gottessöhne verehrt werden und auf Münzen im Alltag zu sehen sind.Ferner werden zur Zeit des Paulus dort thrakische Gottheiten, der griechische Dionysos und asiatische Kulte verehrt, von denen Hilfe in dieser Welt und nach dem Tod erfleht worden ist.

Ist das “Christuslied” (in Kap. 2) ein Kontrast des am Kreuz erniedrigten und durch Gott erhöhten Christus zu den sakral überhöhten gottgleichen, aber militärisch gewalttätigen Personen der Staatsspitze, denen geopfert werden soll ? (Deren Verweigerung wäre ein möglicher Haftgrund.)

Paulus Zugang zu Jesus Christus

Liegt bei dem in der Apostelgeschichte mehrfach erzählten Ereignis von Damaskus (aus Gründen der fehlenden Zugriffsmacht Jerusalems dort in Syrien nehmen heute viele Fachleute

an, daß es sich um Qumran, das Damaskus in der Wüste handelt. Paulus  schreibt von einem Aufenthalt “in Arabia”.)liegt eine Bekehrung oder eine Berufungsvision vor ?

Paulus wird vom Verfolger der Anhänger Jesu, der nach Ansicht des ausgebildeten Pharisäers und Eiferers für die Thora als Gekreuzigter nicht Messias sein kann, zum überzeugten Missionar des in der Auferstehung durch Gott erhöhten Messias/des Christos (griechisch)!

Gegner des Paulus im Brief und mögliche Ursachen seiner schneidenden Kritik

Mehrfach kritisiert Paulus (verschiedene ?) Gegner seiner Mission ohne sie genau zu bezeichnen. Beim vorhergehenden “Apostelkonzil” hatte man sich auf 2 Wege der Mission bei Juden- christen und Heidenchristen  geeinigt, die nicht nach dem Vorbild Abrahams beschnitten werden sollten. Lebt dieser Streit wieder auf ?? Paulus hält die Beschneidung der “Gottesfürchtigen”, die sich dem Monotheismus als Heiden angenähert haben und der missionswilligen Heiden für überflüssig und sehr hinderlich und das in scharfen Worten !

Varianten der Auferstehungshoffnung im Brief

Paulus schreibt von der Leibverwandlung(Naherwartung!) zu Lebzeiten über den Märtyrertod bis zum Tag Christi, der Wiederkunft des Herrn. So will er seine bedrängten Anhänger nicht

über Szenen der Vollendung “informieren”, sondern sie ermutigen, ihr Glaubensleben voll Freude unter widrigen Umständen zu gestalten.

Der spannende  Text ist noch nicht von späteren dogmatischen Formulierungen geprägt und hält manches  “in der Schwebe”(Entstehungszeit 55 oder 60 n.Chr.)

 

Albert Stephinger und Rudi Laimer

Teil 2 durch Aurelia Werner.