Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. (JOH 20,13)
Heute war ich zum Einkaufen draußen, da traf ich eine Bekannte. Sie war so traurig, weil Ostern heuer ausfällt. „Aber Ostern fällt doch deswegen nicht aus“, sagte ich, „es wird nur ganz anders als sonst.“ Das kann man schnell mal so sagen, um jemanden zu trösten und auf bessere Gedanken zu bringen. Aber da habe ich erst angefangen, über Ostern 2020 nachzudenken.
Ich mag den Gottesdienst in der Osternacht. Die dunkle Kirche, die feierlich gespannte Erwartung der Gläubigen. Der mehrmalige Ruf „Lumen Christi“, wenn die am Feuer entzündete Osterkerze in die Kirche getragen wird. Wie sich der Raum langsam durch das weiter gegebene Licht aufhellt. Das wird mir dieses Jahr sehr fehlen.
Das Zusammentreffen mit vielen Bekannten und Freunden aus der Kirchengemeinde. Auch hier, nach dem Gottesdienst, eine gewisse Feierlichkeit. Man geht gemeinsam hinüber in den Pfarrsaal und teilt das Osterfrühstück miteinander. Das wird es dieses Jahr auch nicht geben.
Die Besuche bei den Verwandten. Eine große Kaffeetafel. Die Kinder, die in den Ferien ihre Ostergeschenke mit den Nachbarskindern ausprobieren. Meine Mutter umarmen. Die sozialen Kontakte sind durch Skype, Whatsapp und Telefon nicht zu ersetzen.
Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. (JOH 20,14)
Ostern ist das Größte, was wir feiern können: Das Leben! Jesus wurde uns nicht weggenommen. Er steht bei uns – er steht uns bei.
Vielleicht haben wir dieses Jahr keine Anleitung, wir wissen vielleicht noch nicht, wo wir Jesus finden können, dabei ist er doch immer um uns und in uns. Vielleicht hilft es, im Garten ein eigenes Osterfeuer anzuzünden, vielleicht reicht eine Kerze auf dem Fensterbrett. Vielleicht sprechen wir selbst einen Segen über die Speisen, bevor wir uns zum Osterfrühstück setzen. Vielleicht haben wir geliebte Menschen um uns herum, vielleicht wohnen wir allein. Vielleicht feiern wir dieses Jahr einen Hausgottesdienst, sprechen ein kurzes Gebet, oder hängen nur in einem kurzen Gedanken der Auferstehungsgeschichte nach. Vielleicht schreien wir unsere Freude laut hinaus: „Er ist auferstanden!“.
Vielleicht sind wir getröstet, dass uns in Zeiten von Not, Krankheit und Tod ein Weg versprochen ist, der über all das, was uns jetzt bedrückt, hinausgeht.
Dieses Jahr wird Ostern anders als sonst. Wir werden uns immer an dieses Osterfest 2020 erinnern. Es wird etwas Besonderes.
Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Osterfest
Günther Eder