Es wird berichtet, dass der Geist von Peter und Paul, der Mönch Dayo, der hier im Franziskaner Kloster lebte und lebt, gespürt wurde. Es wird erzählt, dass er ein Zeichen der Hoffnung und Zukunft hinterlassen hat.
Seit vorletztem Freitag steht eine Schale mit frisch angesätem Weizen unter dem Kreuz im Kreuzgang. Er wächst, ohne sich um das Chaos um ihn herum zu kümmern. Er zieht seine Kraft aus der Erde und aus dem Wasser, das ihn tränkt.
Er wächst. Es ist ihm egal, was um ihn herum geschieht. Er wächst.
1625 lag die Welt um das Kloster herum in der Krise. Der 30jährige Krieg tobte vor den Mauern. Die Anfänge der Pest forderte ihre Opfer. Armut und Hunger raffte die Menschen dahin.
Aber das Kloster war trotz allem ein Ort der Ruhe und Besinnung. Die Mönche beteten zu Gott. Kümmerten sich um ihre alten und kranken Mitbrüder.
Dayo saß an der Pforte und lächelte den Menschen entgegen. Egal, wer vor ihm stand. Sein Lächeln war so ansteckend, dass sein Gegenüber es erwidern musste. Ob er wollte oder nicht.
Ob Dayo in dieser Zeit manchmal Angst hatte? Ja klar. Er konnte seine Angst nicht richtig benennen. Sie war einfach da. Sie schien ihn manchmal zu überfallen. Er konnte nicht klar denken und nicht gut atmen. Und wenn niemand hinsah, dann zitterten seine Hände. Oft verbarg er sie in den weiten Ärmeln seiner Mönchskutte.
Dayo wollte den anderen nicht seine Schwäche zeigen. Nie sollte die Hoffnung in seiner Gemeinschaft sterben.
Da erinnerte er sich eines Tages, was er aus der Bibel wusste.
Gott sagt zu uns:
Fürchte dich nicht, ich bin mit dir;
weiche nicht, denn ich bin dein Gott.
Ich stärke dich, ich helfe dir auch,
ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Die Dunkelheit um ihn herum wurde licht.
Er hatte es blitzartig verstanden: Wir dürfen niemals die Hoffnung aufgeben, ganz egal, wie aussichtslos auch alles erscheinen mag!
Gott ist immer bei uns. Wir dürfen uns in seiner Hand geborgen fühlen.
Diese Erkenntnis gab ihm von nun an Kraft.
Wenn einer seiner Brüder meinte, rund um die Uhr arbeiten zu müssen, weil nur er das richtig machen konnte, so erklärte Dayo ihm, dass es niemand nützen würde, wenn er kraftlos zusammenbrach. Nur gemeinsam kann man Großes leisten. Wenn jeder einen Teil übernimmt, dann ist jedem gedient.
Dem übernächsten machte er klar, dass ein tiefes Vertrauen genauso zu
seinem Leben gehöre wie die Luft zum Atmen und dass er nicht alles kontrollieren könne, da das Leben nicht kontrollierbar sei, aber er immer einen Weg finden würde, wie er mit den Irrwegen des Lebens klarkommen konnte. Manchmal muss man die Ungewissheit aushalten. Aber das Wissen, dass auch andere in dieser Situation sind, lässt vieles leichter ertragen.
Dann gab es Menschen denen er beibrachte, dass sie sich nicht extra anstrengen müssten um geliebt und beliebt zu sein, sondern dass Gott jeden von ihnen ganz natürlich lieben würde, auch wenn er oder sie im Moment gar nichts tun konnten.
Anderen legte er wieder nahe ihr Leben, trotz aller Einschränkungen, zu genießen und nicht immer so verbissen durchs Leben zu gehen. Er ging mit ihnen durch den Klostergarten und zeigt ihnen die Schönheit der Natur. Trotz allen Kampfes, der in der Welt tobte, blühten die Blumen und sangen die Vögel. So wie Gott sich um die Blumen und Vögel sorgt, so sorgt er sich um die Menschen, erklärte er ihnen.
Dayo warf alle seine Sorgen auf Gott. (1 Petrus 5,7) Eine große Ruhe überkam ihn. Das Zittern seiner Hände hörte auf, die nicht erklärbare Angst verschwand. Das Gebet ließ ihn eine tiefe Verbundenheit mit Gott spüren. Aber nicht nur mit Gott, sondern auch mit allen anderen, die gemeinsam mit ihm beteten.
Er wusste, dass das Leben und die Erde wunderbar waren. Nein, wunderbar sind.